Kvitka na kameni

Paradzhanovs einziger Schwarz-Weiß-Film spielt im Donbas, der Kohlebergbauregion im Osten der Ukraine. In zwei eher unzusammenhängenden Handlungssträngen handelt er vom Bergarbeiter Hryhorii Hryva, der sich selbst als „die Schönheit und der Stolz des Donbas“ bezeichnet, und einer junge Frau aus der Westukraine, die neue Mitglieder für die Pfingstbewegung rekrutieren soll.

Ein Grund für die Parallelhandlung ist der tragische Tod der Hauptdarstellerin Inna Burduchenko, eines aufsteigenden Stars des ukrainischen Kinos. Der Regisseur Anatoli Slisarenko befahl der Schauspielerin, mehrmals in eine in Flammen stehende Scheune zu rennen, bis sie tödliche Verbrennungen erlitt. Er wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt und Paradzhanov übernahm den Film. Er zeigte wenig Interesse daran, aus dem bereits gedrehten Material eine halbwegs kontinuierliche Handlung zu entwickeln. Stattdessen fügte er eine Reihe von exzentrischen, in sich abgeschlossenen Szenen hinzu, die die Künstlichkeit des Films nur noch mehr betonten. In einer Art Detektivspiel lassen sich nun zwei Filmsprachen unterscheiden und sichtbar wird ein surrealistischer Film, der die stumpfe sozialistisch-realistische Erzählung dekonstruiert. (Olha Briukhovetska)

Olena Honcharuk ist Generaldirektorin des Dovzhenko-Zentrums – Ukrainisches Nationales Filmarchiv in Kyjiw und Leiterin des Filmmuseums des Dovzhenko-Zentrums. Sie hat einen Master-Abschluss in Kulturwissenschaften. In den letzten 11 Jahren hat sie für zwei große Institutionen in der Ukraine gearbeitet, die sich um kulturelles Erbe und nationale Identität kümmern: das Nationale Kunstmuseum der Ukraine und das Dovzhenko-Zentrum. Sie hat acht Jahre lang im Nationalen Filmarchiv gearbeitet und wurde dort erst Projektmanagerin und später Direktorin, wobei sie aktiv am Prozess der Entwicklung der Institution und der ukrainischen Filmforschung beteiligt war.